AI Campus Open Friday bei sipgate – wieso, weshalb, warum, hatte ich ja schon in diesem Blogartikel erklärt. Und dabei versprochen, auf einige der behandelten Themen noch genauer einzugehen. Starten möchte ich mit einem Einblick in den Slot meines Kollegen Marcel, der doch einige überraschende Momente bereithielt.
Neben seiner Tätigkeit als Product Lead bei sipgate, ist Marcel Digitalstratege, Autor und auch LindkedIn Top Voice. Man sollte also meinen, der Mann weiß, wovon er redet.
Viele von uns nutzen KI für Routineaufgaben: Zusammenfassen, Umschreiben, Präsentationen glätten. Alles nützlich, aber für Product Leads greift das zu kurz. Denn wer Produkte verantwortet, muss strategisch denken – systematisch, kritisch, kreativ. Genau hier kann KI zum echten Vorteil werden. Entscheidend dabei ist nicht, dass man sie nutzt, sondern wie.
Product Leads tragen Verantwortung für mehr als nur Features und Roadmaps. Er oder sie steht im Zentrum zwischen Nutzerbedürfnissen, technischer Machbarkeit und geschäftlicher Relevanz – und muss daraus Orientierung schaffen. Das erfordert klare Entscheidungen, strategisches Denken und oft auch das Aushalten von Unsicherheit.
Gerade hier kann KI unterstützen. Nicht als Entscheidungstreiber, sondern als Werkzeug zur Reflexion, Strukturierung und Perspektivenerweiterung. Wer KI klug einsetzt, gewinnt nicht nur Geschwindigkeit – sondern Tiefenschärfe. Die folgenden vier Strategien zeigen, wie das besser gelingen kann.
1. Denkmodelle gemeinsam mit der KI nutzen
Klassische Frameworks wie SWOT, Eisenhower oder das Business Model Canvas sind keine bloßen Checklisten. Sie strukturieren Denken. Lass dir von der KI helfen, diese Modelle auf dein Produkt anzuwenden – nicht mechanisch, sondern als Denkpartner:
„Wende die Ansoff-Matrix auf unser neues Feature an – was ergibt sich daraus?“
So entsteht keine Liste, sondern ein Dialog über Optionen.
2. Kritik statt Zustimmung einfordern
Sprachmodelle neigen dazu, freundlich zu sein. Sie nicken alles ab – oft zu schnell. Dreh das um. Fordere Widerspruch ein:
„Wo ist der Haken an dieser Idee?“
„Welche Risiken übersehen wir gerade?“
Noch besser: Lass die KI Fragen stellen, statt sofort Antworten zu liefern. So entsteht ein echter Denkprozess.
3. Nicht alles vorformulieren lassen
Wer strategisch denkt, muss selbst denken. Lass dir nicht den ersten Entwurf schreiben – sondern nur helfen, deine eigenen Ideen zu strukturieren, zu schärfen oder gezielt Lücken zu schließen. Wer die KI zu früh arbeiten lässt, schaltet das eigene Denken ab.
4. Kontext aufbauen
KI kann nur so gut denken, wie sie versteht. Wenn du regelmäßig mit KI arbeitest, gib ihr den nötigen Kontext: Produkt, Zielgruppe, Strategie. Tools wie Obsidian oder spezialisierte GPTs helfen, dieses Wissen dauerhaft verfügbar zu machen. Dann wird die KI nicht zum Befehlsempfänger – sondern zur echten Assistenz mit Überblick.
Fazit
Gute Strategie entsteht nicht durch Tools, sondern durch klare Gedanken. KI kann dich dabei unterstützen – wenn du sie forderst, statt bedienen lässt. Für Product Leads heißt das: Nicht auf Output setzen, sondern auf bessere Entscheidungen.